Mobilfunk in Freiburg – ein gesundheitliches oder ein städtebauliches Problem?“

Wohl Beides! Zwischen den nüchternen und ernüchternden Fakten, die immer wieder in Berichten zu neuen Mobilfunkanlagen im Rieselfeld, Vauban, Stühlinger, Wiehre (s. Bild der neuen Mobilfunkanlage am Wiehre-Bahnhof) oder in anderen Stadtteilen aufgeführt werden, zeigen sich auch für die Arbeitsgemeinschaft der Freiburger Bürgervereine (AFB) zwei sich immer wiederspiegelnde gegensätzliche Punkte auf: auf der einen Seite die rasante Zunahme der Mobiltelefone, die eine immer größere Gier der Mobilfunkbetreiber nach noch mehr Standorten und noch besserem Empfang – natürlich unter der Prämisse einer Gewinnmaximierung – zur Folge hat, und auf der anderen die Unbekümmertheit der Freiburger Stadtverwaltung zu möglichen gesundheitlichen Risiken und städtebaulichen Notlösungen. Denn eines sollte jedem klar sein, Verstecken von Mobilfunkanlagen in Kaminen wie im Rieselfeld sieht weder schön aus, noch mindert es die Risiken von Strahlungen.

Die von der AFB der Stadtverwaltung und Herrn Schröder-Klings vorgetragenen Fragen und Bedenken der Bürgervereine im Auftrag besorgter Freiburger Bürgern bleiben unberücksichtigt und werden immer wieder hinter gesetzliche Vorgaben und rechtliche Belange versteckt, die als unveränderbares Bollwerk gegen kritische Stimmen dargestellt werden. Aussagen wie „Mobilfunkbetreiber haben einen Rechtsanspruch zur Erstellung von Mobilfunkmasten“ werden in Freiburg fast ohne Widerspruch hingenommen, während in anderen Städten und Gemeinden die Genehmigungsverfahren wesentlich kritischer hinterfragt werden. Nur so ist es erklärbar, dass verstreut über das ganze Stadtgebiet inzwischen 120 Mobilfunksender ihre Sendeleistung auf die Freiburger Bevölkerung abstrahlen. Aber sollte man von einer Green-City, die weltweit für ihre umweltverträgliche Städteplanung wirbt und um internationale Anerkennung beim Umweltschutz buhlt in Sachen Gesundheitsschutz für die Bevölkerung nicht mehr Engagement erwarten dürfen? Die Verantwortlichen der Stadt tun beim Mobilfunk-Thema so, als gebe es weder Gesundheits- noch städtebauliche Probleme. Erst in jüngster Zeit scheint es ein langsames Umdenken einzusetzen, da in einigen jüngst verabschiedeten Bebauungsplänen (Bsp. St. Urban) das Aufstellen von Mobilfunkmasten von Beginn als nicht genehmigungsfähig vorgegeben wird.

Liest man in den Statuten der Mobilfunk-Industrie, die sich darin zu Empfehlungen bzgl. der Vorgaben von Strahlungsdichten äußert, welche auch der Stadtverwaltung bekannt sind, sei die Frage erlaubt, warum wurden in der Stadt nur ganz vereinzelt erst Messungen zur Strahlenbelastung /-dichte gemacht. Erstaunlich ist, dass weder die Messwerte den Bürgervereinen auf Nachfrage bekannt gegeben werden, noch ein das die gesamte Stadt übergreifendes Mess-Kataster zu den Strahlungsdichten in Wohngebieten erstellt wird. Es überrascht die AFB auch, dass angeblich zum Schutz der Freiburger Bürger eine fast 24 stündige Überwachung des ruhenden und fahrenden Verkehrs in Freiburg möglich ist, aber kein Geld für eine flächendeckende Messung der Strahlendichte in den Freiburger Stadtteilen.

Auch auf weitere Forderungen der AFB wie Suche von alternativen Antennen-Standorten – z.B. weiter entfernt von Wohngebieten – oder eine ernsthafte Prüfung von Aufstellverboten in der Nähe von Kindergärten, Schulen und Altersheimen hat die Verwaltung bisher gar nicht oder nur sehr zögerlich reagiert.

Die AFB ist gespannt, wie die Verwaltung und der Gemeinderat auf den jüngsten Vorschlag des SPD-Stadtrates Walter Krögner „Steuer gegen Mobilfunkmasten“ reagieren wird, da hier vielleicht ein Instrument gefunden werden kann, um die Anzahl der Sendeanlagen zu beeinflussen.

Eugen Reinwald Stellv. AFB Vorsitzender
Stadtkurier Sept. 2010

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