Öffentliche Feste und Veranstaltungen in Freiburg – Auslaufmodelle?

Feste in der Stadt sind beliebt und gut besucht. Sie gehören zum Gesicht einer Stadt und tragen zu einer guten Atmosphäre bei. In Freiburg werden viele Veranstaltungen von Bürgervereinen oder anderen Ehrenamtlichen angeboten und organisiert, wie z.B. das Seenachtsfest im Seepark oder die verschiedenen Stadtteilhocks. So engagiert die verschiedenen Veranstalter auch sind und viel Zeit und Kraft investieren, so stöhnen die Organisatoren doch immer wieder über hohe Gebühren und Auflagen, die sie an den Rand des Machbaren bringen.

Nun hat kompromisslose Bürokratie wieder einmal dazu geführt, dass eine beliebte Veranstaltung, der Flohmarkt auf der Habsburgerstraße, abgesagt werden musste. Der Flohmarkt hat bereits eine bewegte Geschichte hinter sich. Ursprünglich fand er im Möslepark statt, wanderte in den Dietenbachpark und dann zur Neuen Messe. Auf Anregung von EBM Neideck übernahm die IG Habs (Interessengemeinschaft Habsburgerstraße) vor drei Jahren die Organisation und Durchführung. Tausende von Menschen besuchten ihn, er war ein Magnet, zu dem die Menschen gerne vor oder nach einem Stadtbummel pilgerten. Bislang war es auch kein Problem, dass die Stadtbahn Linie 2 während der Veranstaltung ihren Betrieb aufrecht erhielt. So konnten die Veranstalter auch in diesem Jahr davon ausgehen, dass der Flohmarkt Ende September stattfinden kann. Niemand rechnete damit, dass es Schwierigkeiten geben könnte. Nun kam die kurzfristige Nachricht von der VAG, dass die Fahrer es aus Sicherheitsgründen ablehnen, durch die Menschmassen zu fahren. Das kann nachvollzogen und verstanden werden, obwohl die gleiche Situation in der Innenstadt besteht, vor allem am Megasamstag, wo sich ebenfalls eine riesige Menschenmenge durch die Fußgängerzone bewegt. Beim Flohmarkt handelt es sich um eine Veranstaltung von wenigen Stunden. Warum kann man nicht wie beim Oberlindenhock, der immerhin mehrere Tage dauert, mehr Fingerspitzengefühl zeigen und einen Mitarbeiter der VAG (oder in diesem Fall vielleicht Ordner der IG Habs) die Straßenbahnzüge durch die Menge leiten lassen?

Stattdessen wurde gefordert, dass in dem etwa 300 m langen Straßenabschnitt, auf dem die Straßenbahnen nicht auf ihrem eigenen, begrünten Gleiskörper fahren, Absperrgitter entlang der Gleise aufgestellt werden. Neben den hohen Kosten hätte der Auf- und Abbau der Gitter mitten auf der Straße zu einem erheblichem Mehr an Arbeit für die Verantwortlichen und wohl auch zu ähnlich kritischen Situationen wie denjenigen geführt, die man mit den Gittern unterbinden wollte. Auch müsste die Straße incl. Stadtbahnverkehr jeweils einen Tag vor und einen Tag nach der Veranstaltung für den Transport und das Abladen der Gitter gesperrt werden. Außerdem wäre der Ablauf des Flohmarktes durch die Trennwirkung der Gitter erheblich beeinträchtigt worden. Man war daher von Veranstalterseite nicht bereit diese Forderung zu erfüllen.

Umgekehrt wurde auch der Vorschlag des Bürgervereins Herdern und der IG Habs abgelehnt, den Straßenbahnverkehr für die Zeit der Veranstaltung zu unterbrechen, zumal durch die Linie 5 eine Möglichkeit besteht, per Bahn in die Innenstadt und zurück zur Hornusstraße zu gelangen. Was im Rieselfeld beim Stadtteillauf und künftig in der Innenstadt beim Umbau der Schienen selbstverständlich ist – nämlich den Straßenbahn- und Busverkehr ersatzlos zu streichen, wird den Veranstaltern des Flohmarktes und künftig wohl auch des Sommerfestes verwehrt. Begründet wird dies damit, dass vom RP eine Einwilligung eingeholt werden muss, wofür die Zeit nun zu kurz sei. Auch müsse ein Schienenersatzverkehr eingerichtet werden. Wozu gibt es Eilanfragen und wo bleibt der Ersatzverkehr bei den Bauarbeiten am Bertoldsbrunnen und beim Rieselfeldlauf? Man darf gespannt sein, wann auch der Oberlindenhock aufgegeben wird. Es ist dringend an der Zeit, dass die Verwaltung gemeinsam mit Ehrenamtlichen, vertreten beispielsweise durch die Bürgervereine, ein Konzept erstellt, wie künftige Veranstaltungen, die ehrenamtlich organisiert und betreut werden – und die zur Attraktivität der Stadt beitragen – Unterstützung erfahren. Andernfalls wäre eine klare Aussage von Politik und Verwaltung hilfreich, dass solche Veranstaltungen künftig nicht mehr erwünscht sind.

Ingrid Winkler
Stellv. AFB Vorsitzende

 

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