„Stadt will großes Rad drehen“

Freiburg wächst, es wird nach wie vor gebaut wo es nur geht. Damit sind viele Bewohnerinnen und Bewohner nicht einverstanden, zu groß sind die Veränderungen, die damit verbunden sind. Nun hat die Stadt zum ersten Mal bei einem großen kontrovers diskutierten Bauvorhaben zu einem bürgerschaftlichen Dialogverfahren eingeladen.

Dabei wurden verschiedene Argumente für und gegen den Wolfswinkel als Standort des SC Stadions besprochen. Erst am Vortag hatte der Gemeinderat 40 000,- Euro für ein extern moderiertes Verfahren bewilligt und Ersteinschätzungen der Gutachten beschlossen, um rechtzeitig gegen Kriterien gewappnet zu sein, die den Bau verhindern könnten. Viel Geld für Gespräche vor Ort mit den Bürgerinnen und Bürgern, aber es ist sehr wichtig, dass die Argumente beider Seiten gehört werden – und auf jeden Fall der richtige Weg, um sich gegenseitig besser zu verstehen und um Transparenz in das Verfahren zubringen.

Zur Auftaktveranstaltung waren unter der Leitung der Fa. Dialog Basis die angrenzenden Bürgervereine, die AFB, die Bürgerinitiativen Wolfswinkel und Pro Flugplatz, die am Flugplatz beheimateten Vereine und Firmen, die Universität, die Fraunhofer- Gesellschaft, die Möbelhäuser entlang der Hermann-Mitsch-Str., die IG Industriegebiet Nord, der SC Freiburg sowie verschiedene Umwelt- und Naturschutzorganisatoren und die einzelnen Vertreter der Behörden geladen.

Schon im Vorfeld zum Termin wurden alle Beteiligten in langen Telefongesprächen befragt und somit in eine bestimmte Gruppe einsortiert und katalogisiert. Dass ein Dialog durch Vorgespräche mit einer unbekannten Person eingeleitet wird ist mir neu und der Grund für dieses Vorgehen schleierhaft. Vertrauen baut man so nicht auf. Auch der kurzfristige Termin am ersten Schulferientag ist bei vielen auf Ablehnung gestoßen und nährt den Eindruck, dass ein zahlreiches Erscheinen der Projektgegner nicht erwünscht sei.

Obwohl die Bürgervereine Mooswald und Brühl-Beurbarung sowie die BI Wolfswinkel (3200 Mitglieder) den Stadionstandort ablehnen, beharrt die Verwaltung auf den von den Wirtschaftsberatern (die keine Gutachter sind, wie die Stadt sie darstellt) von Ernst & Young vorgeschlagenen Standort.

Bedenken von anerkannten Fachleuten über Klimaveränderung, Probleme bei Start und Landung der Flugzeuge wegen Luftverwirbelungen oder die großen Bedenken der Polizei wegen des großen Verkehrsaufkommens und der Sicherheit der angrenzenden Bewohner versucht man klein zu reden. Mit Grausen stelle mir jetzt schon die Fanwanderung unter Polizeischutz vom Hauptbahnhof zum Stadion und wieder zurück vor. Auch Einwände der Anwohner, die noch wissen, was in diesem Bereich der angrenzenden Mülldeponie gelagert ist, werden einfach zu gering geschätzt.

Dann wäre da noch das finanzielle Risiko durch die Bürgschaft der Stadt. Die immensen Kosten, die zusätzlich für ein Stadion entstehen können, zeigt uns die Kostenschätzung vom Rotteckring – da wäre jede Unternehmung pleite.

Es entsteht immer mehr der Eindruck, dass die Verwaltung auch gerne das große Rad der Projekte drehen will und weniger die Interessen der Bürgerschaft im Blickfeld hat. Dies wird durch den Umstand verstärkt, dass in den Sommerferien ohne Rücksprache und Bezugnahme auf den vorherigen Dialog geplant wurde, die Führung der Messelinie zu Gunsten des eventuellen neuen Standorts des Fußballstadions zu ändern.

Ernst Lavori
AFB Vorsitzender

Print Friendly, PDF & Email