„Woher der Wind für Freiburg weht“

Hitze in Green City” unter diesem Titel stand eine Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft der Freiburger Bürgervereine.

Etwa 200 Zuhörer fanden das Thema so spannend, dass sie trotz der sommerlichen Temperaturen den Saal des Fritz Hüttinger Hauses, Am Hägle 1 (Stadtteil Mooswald) füllten. Referent war der Biometerologe Prof. Dr. Gerd Jendritzky, der bis 2005 Leiter der Abteilung Medizin-Meteorologie des Deutschen Wetter  Dienstes, Außenstelle Freiburg war. Aus seiner wissenschaftlichen Erfahrung sprach er über die Folgen einer nicht klimagerechten Stadtentwicklung. Dies war bereits 1983 Gegenstand seiner Untersuchungen für seine Promotionsarbeit „Zur Mikrostruktur der Lufttemperatur im Stadtgebiet von Freiburg als Element des Bioklimas des Menschen“. Diese fanden in der weltweiten Fachwelt große Anerkennung und wurden 1997 mit demAMS-(Award for Outstanding Achievement Biometeoro-logy)der Amerikanischen Meteorologischen Gesellschaft ausgezeichnet.

Seine wissenschaftlichen Studien ergaben den engen Zusammenhang von der Art der Flächenbelegung und der Bebauung auf das gesundheitliche Wohlbefinden der Menschen. Gerade sommerliche Temperaturen belasten den menschlichen Lebenszyklus massiv und können insbesondere bei kranken und gebrechlichen Menschen sogar zum Tode führen erschreckende Erfahrungen wurden dazu in Deutschland und in Europa bei langen und hohen Hitzeperioden registriert.
In Freiburg sind derzeit etliche Bauvorhaben in Planung, die von der Öffentlichkeit wegen ihrer massiven Bauweise oder wegen ihres Standorts heftig kritisiert weiden, weil dafür frühere grüne Freiflächen geopfert werden. „Bei der Städteplanung gibt es leider keine rechtsverbindlichen meteorologischen Vorgaben, die für die Bürgerschaft einklagbar sind“, kritisierte Jendritzky. Eine sehr engagierte Diskussion gab es bei der AFB- Veranstaltung über die Konsequenzen  eines neuen SC- Stadions auf dem Flugplatz und Überlegungen für einen neuen Stadtteil im Freiburger Westen (Dietenbach oder St. Georgen- West) – auch die weitere Verdichtung in der Innenstadt wurde sehr kritisch beleuchtet. Beklagt wurde, dass die abendliche Abkühlung durch den „Höllentäler“ nicht mehr im Freiburger Westen ankommt.

Heftige Kritik gab es an der Absicht des Regionalverbandes Südlicher Oberrhein, die fünf regionalen Grünzüge in das Freiburger Stadtgebiet zu reduzieren oder einzuschränken. Frühere Planungen zeigen die Notwendigkeit solcher Belüftungskanäle für das städtische Klima und sind auch mit zunehmender Bebauung unerlässlich – hier wird sich die AFB dieses Zukunftsthemas erneut annehmen, um dem recht deutlich vorgetragenem Bürgerwillen nach einem gesunden Klima zu entsprechen. Genau vor 12 Jahren hatte die AFB bereits das Thema „Woher der Wind weht“ im Zähringer Bürgerhaus behandelt. Bundesweit anerkannte Experten der Uni Freiburg, Essen und Stuttgart warnten schon damals vor der Zersiedelung der Landschaft mit geplanten 263 Hektar und den Folgen der Zerstörung des Klimas wichtigen Mooswalds.

Bei der AFB- Veranstaltung mit dem Vorsitzenden des Kreisverbandes Freiburg der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Gemeinderat Walter Krögner und dem AFB- Vorsitzenden Ernst Lavori, gab es ein klares Votum dafür, dass einer klimagerechten Bebauung in Freiburg mehr Aufmerksamkeit entgegengebracht werden muss. Deutlich wurde gefordert, dass die Bürgervereine verstärkt auf die Folgen der Quartiersbebauung achten sollten. Hier ist das Klima mit-verantwortlich für ein menschliches Zusammenleben. Der Freiburger Gemeinderat wurde aufgefordert, die Folgen der Stadtentwicklung auf das Klima deutlicher zu verfolgen, damit es in Freiburg eine „wetter- fühlbare und lebenswerte“ Nachhaltigkeitspolitik gibt. 

Uto R. Bonde
AFB Pressesprecher

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