Wo sind die Grenzen des Wachstums?

In Freiburg wird zur Zeit an zahlreichen Orten und damit geht die Frage einher: wie viel soll noch gebaut werden. Vom „Sternenhof“ (Mooswald) bis „Gutleutmatten“ (Haslach), von „St. Urban“ (Herdern) bis „Inneren Elben“ (St. Georgen“) , es gibt fast keinen Stadtteil, in dem nicht ein größeres Bauvorhaben läuft.

Die geplanten Bauflächen des Flächennutzungsplanes 2020 werden bis zum Jahr 2014 nahezu aufgebraucht sein und ein neuer Flächennutzungsplan muss für die Weichen für Freiburgs Zukunft stellen. Um der wachsenden Wohnungsnot Herr zu werden, soll nun gebaut werden auf „Teufel komm raus“ (Zitat aus dem Freiburger Gemeinderat) und dies oft zum Unmut der betroffenen Anwohner. Aber was wollen wir denn wirklich? Warum soll die Einwohnerzahl weiter wachsen?

In manchen Stadtteilen werden bis zu eintausend Wohnungen gebaut , dort werden dann zwischen 2000 und 3000 neue Bewohner einziehen. Da bleibt ein großer Teil der gewachsenen Infrastruktur auf der Strecke, vor allem, weil dort noch vorhandene Grünflächen zur Freizeit- und Erholungsnutzung vorhanden waren, die bebaut wurden. Man stelle sich nur vor, dass am Sonntag der Seepark mit 3000 Besuchern mehr frequentiert würde. Schleierhaft ist auch noch, wo die zusätzlichen 1000 KFZ parken sollen, denn pro Wohneinheit gibt es nur einen Tiefgaragenplatz. Schon jetzt stößt die bauliche Nachverdichtung, auch wenn von der Stadt aus für sinnvoll betrachtet wird, zum Teil auf großen Unmut in der Wohnbevölkerung. Vorhandener, billiger Wohnraum wird abgerissen und durch modernen teueren Wohnraum ersetzt. Insbesondere größere Familien können sich diese höheren Mieten nicht mehr leisten und werden letztlich aus dem angestammten Wohnumfeld verdrängt. Wo sind die Grenzen des Wachstums? Gibt es einen Plan, wie groß Freiburg noch werden soll oder überlässt man dies den freien Kräften der Immobilienhändler, Spekulanten und der großen Wohnbauorganisationen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Heute werden die Herdermer Pferdewiesen bebaut und Morgen die Wiesen an der Dreisam (Oberau) oder in Günterstal. Auch Teile des Mooswaldes werden immer wieder zur Disposition gestellt von Zähringen; Brühl, Mooswald, Rieselfeld bis nach St. Georgen. Wahrscheinlich ist das nur eine Frage der Kapitalgesellschaften und der Lobby der Bauindustrie bis deren Investitionshunger gestillt wird. Den damit vorprogrammierten Ärger mit den Anwohnern halten die Baugesellschaften mit deren Rechtsbeiständen in der Regel besser durch, weil sie erfahrungsgemäß mit planerischen Auflagen „flexibel“ umgehen können und ihre oft überzogenen Forderungen letztendlich doch realisieren. Deshalb ist eine realistische Fortführung des Flächennutzungsplanes bis zum Jahr 2040 in Zusammenarbeit mit den Bürgervereinen dieser Stadt dringend geboten. Mit den angrenzenden Gemeinden der Region muss über einen schonenden Flächenverbrauch koordinierend gesprochen und ein vernetztes Flächemanagement vereinbart werden. Die Bürgerinnen und Bürger haben ein Anrecht zu wissen, wo und wann in Zukunft gebaut wird. Gemäß dem politischen Stil des „Gehörtwerdens“ wollen sie „auf Augenhöhe“ gehört werden und mitsprechen. Sie wollen vorzeitig informiert, mitdenken und mit planen können, was in ihrer Stadt passiert.

Ernst Lavori AFB Vorsitzender

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