Veröffentlichung Stadtkurier Januar 2014

Veröffentlichung Stadtkurier Januar 2014

 

 

Neujahrsempfänge sind örtliche Seismografen

 

 

Die Zeit der Neujahrsempfänge beginnt traditionell am Dreikönigstag des neuen Jahres – diese Tradition des gemeinschaftlichen Beginnens am Jahresanfang pflegen die Bürgervereine in Freiburg bis in die dritte Kalenderwoche.

 Alleine zehn Stadtteilvertretungen laden zu einem bürgerschaftlichen Treffen ein und sehr viele Bürgerinnen und Bürger folgen gerne und getreulich alle Jahre den Einladungen der Bürgervereine. So wie die gepflegten Traditionen sich sehr voneinander unterscheiden, so sind auch die Örtlichkeiten dieser Versammlungen sehr unterschiedlich. Nur bei dreien können die Empfänge traditionell in Bürgerhäusern durchgeführt werden – bei den übrigen bieten Kirchengemeinden oder Schulen den Gästen eigene Räumlichkeiten wie Säle oder Aulen an.

 

Die Neujahrsempfäng sind längst fester Bestandteil des Freiburger Gesellschaftslebens und sie zählen zu den gefragtesten Veranstalt-ungen, denn sie sind für die ganze Bürgerschaftl öffentlich zugänglich; anders ist es bei den großen Regionaltreffen der Wirtschaft, Verbände und Kirchenorganisationen.

  Für die einladenden Vorstände ist dies zum Jahresbeginn die ausge-sucht beste Gelegenheit für das Danke sagen an ehrenamtliche Mitbürger für deren uneigennützigem Engagement, das sehr oft im Stillen und ohne im Mittelpunkt der Öffentlichkeit zu stehen, für das Gemeinwohl erbracht wird. Bei dieser Gelegenheit werden nicht nur die Neujahrswünsche ausgetauscht „Alles Gute für´s Neue“, alte Bekannte und gute Freunde begrüßt, sondern auch intensive Gespräche geführt. Die Themenpalette ist dabei unbeschränkt; je nach örtlicher Brisanz oder Dramaturgie in Szene gesetzt, erheitern oder erhitzen sie die Gemüter. Oft sind es die Gastredner, meist prominente „Speaker“ (Sprecher –sehr wenige Sprecherinnen), die zu anfangs den Gesprächsreigen eröffnen. Die Dezernentenrunde Freiburgs, Oberbürgermeister und Bürgermeister(in), rotiert im Jahreswechsel durch die Stadtteile. Sie nutzen die Gelegenheit zu meist sehr ausführlichen (und informativen) Grußworten und nicht allzuwenig kommt da zur Sprache nach dem Motto: „und was es dazu noch zu sagen gibt“. Für den geschulten Zuhörer/Zuhörerin lassen sich hin und wieder zwischen den Zeilen der gesprochenen Worte auch „neue Trends oder Mega-Themen“ aus der Verwaltungs-spitze vernehmen- frei nach dem Motto: Bürger höret die Signale!

 Dabei sind diese Begegnungen für viele Bürger und Bürgerinnen die seltene oder gar einzige Möglichkeit im persönlichen Gespräch mit Politik und Verwaltung zu Wort zu kommen. Der Austausch sollte für Amtsträger und Politik als Bürgernähe selbstverständlich sein, um ungeschminckt Volkes Stimme persönlich zu vernehmen.

Beliebt und geschätzt ist bei den Gastrednern der persönliche Rahmen, in dem sie mitunter auch außerhalb des Protokolls Klartext sprechen. Aber auch die „geschätzten“ Zuhörer lauschen nicht immer ganz still und ergeben, sie riskieren auch einmal einen kontroversen Zwischenruf, den manch einen Sprecher daran erinnert, dass ein Bürgerempfang eine bunt gemischte Aula bedeutet und nicht zwingend irgendein Heimspiel ohne Konkurrenz und Widerspruch.

 

Nach den Redebeiträgen sind durchweg engagierte Gesprächsrunden angesagt -oft erst wenn die Neujahrsbrezel von prominenter Hand angeschnitten und das obligatorische Glas Sekt kredenzt wurde.

Nicht unerwähnt sollen auch die kulturellen Beiträge von Schüler- oder Jugendgruppen und anderen Akteuren bleiben, die meist den Empfang eröffnen. Begonnen werden diese an Sonntagen häufig bereits am späten Vormittag oder zur abendliche Stunde, was an Wochentagen die Regel ist. Interessant sind auch die nicht-öffentlich behandelten Aktualitäten- die still gepflegten Tuschelthemen, die häufig das Privatleben betreffen, über die es hier nichts zu berichten gibt.

 Zum Trost für all diejenigen, die ihren Neujahrsempfang im Stadtteil verpasst haben, sei empfohlen: gedulden Sie sich noch runde 335 Tage, dann ist auch Ihr Besuch beim Neujahrsempfang 2015 angesagt!

Uto R. Bonde

 AFB Pressesprecher

 

 

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